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Die Jahrtausendfeier der Rheinlande im Sommer 1925 in Trier

Nationale Selbstvergewisserung in der Weimarer Republik

Fotografie einer Probe des Festspiels „Der Kurfürst“ von Leo Weismantel (Stadtarchiv Trier, Bildnachlass Bätz, Nr. 22)
Fotografie einer Probe des Festspiels „Der Kurfürst“ von Leo Weismantel (Stadtarchiv Trier, Bildnachlass Bätz, Nr. 22)

Nach der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg war Trier ab Ende 1918 erst von amerikanischen, danach von französischen Truppen besetzt worden. Zusammen mit den anderen deutschen Gebieten links des Rheins stand die Stadt unter einer alliierten Militärregierung und war wirtschaftlich wie politisch weitgehend vom Rest des Deutschen Reichs abgekoppelt. Die deutsche Bevölkerung fasste die Besatzung vielfach als „Schmach“ auf und man befürchtete eine Loslösung der linksrheinischen Gebiete von Deutschland auf Betreiben der beiden westlichen Nachbarn Belgien und Frankreich. Zensur­bestimmungen und andere Besatzungsrechte schränkten die Möglichkeiten öffentlicher Aktionen ge­gen die Besatzungsmächte stark ein, sodass andere Mittel des friedlichen Protests gesucht wurden. 

1925 wurde schließlich als Anlass das tausendjährige Jubiläum eines Friedensvertrags zwischen dem westlichen und dem östlichen Teil des Frankenreichs gefunden, in dem man die Zugehörigkeit des Mosel- und Rheinlands zu Ostfranken indirekt bestätigt sah und aus dem man die traditionelle Verbindung zu Deutschland ablas. Innerhalb weniger Monate wurden eine Vielzahl verschiedener Veranstal­tungen in der preußischen Rheinprovinz organisiert. Dabei wurde oft auf die kulturelle und wissen­schaftliche, aber auch die industrielle und sportliche Leistungsfähigkeit des Gebiets abgehoben und zugleich die Zugehörigkeit zum deutschsprachigen Raum betont. 

In Trier wurde ein Festsommer geplant, der zahlreiche Veranstaltungen wie Konzerte, Schauspiele und sportliche Wettbewerbe umfasste. Das Festspiel „Der Kurfürst“, für das der mittelalterliche Trierer Erzbischof und Kurfürst Balduin von Luxemburg namensgebend war, wurde eigens für die Jahr­tausendfeier in Trier von dem Schriftsteller und Dichter Leo Weismantel geschrieben. Den krönenden Abschluss bildete eine Gewerbeschau im August und September, die über 300 Ausstellern aus Hand­werk, Industrie, Handel und Gewerbe des Regierungsbezirks Trier und des Saargebiets die Möglichkeit gab, sich zu präsentieren. 

Sowohl die Wissenschaftliche Bibliothek in Trier als auch das Stadtarchiv haben eine reichhaltige Überlieferung zu dem Festsommer vor fast genau 100 Jahren.

Ausgewählte Exponate sind in der Kabinettausstellung vom 18.02.2025 bis 30.03.2025, Dienstag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 10 bis 17 Uhr, im Foyer der Wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Trier/Stadtarchiv zu sehen.