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Karneval ist das ganze Jahr

Trierischer Kladderadatsch
Trierischer Kladderadatsch
Rodeln auf der Bitburger? Das erste Automobil der Stadtverwaltung/des Oberbürgermeisters? Radfahrverbot, ein geplantes Wettfliegen von Trier nach Metz, die Abholzung einer Allee voller Nussbäume oder das Trierer Automatenrestaurant? Und warum nicht eine Universität in Trier gründen, wo doch mit dem Amphitheater schon ein großer Hörsaal bereitsteht? Müsste eben nur noch mal gekehrt werden… Nichts davon lässt Fritz Haubrich in seiner Zeitung „Trierischer Kladderadatsch“ aus, um es humoristisch-satirisch zu kommentieren.

Doch meist ist das lokalpolitische Themenspektrum aus der Zeit vor 100 Jahren von dem heutigen wenig verschieden: Müllgebühren, Rohrbrüche, Eingemeindung, Wahlen, Hundesteuer, Weinversteigerung, Triers Antiken oder die städtischen Bautätigkeiten. Neben Hochdeutsch erscheinen in nahezu jeder Nummer auch Beiträge in Trierer Platt, teils gereimt wie eine Rede auf der Bütt.

Als Haubrich die erste Nummer seiner Blätter für Humor und Satire am 21.11.1896 herausgibt, mutet seine Zeitung als auf den Karneval beschränkt an. Doch schon bald wird sie – mit Unterbrechungen – regelmäßig einmal in der Woche bis 1912 erscheinen und das Leben in der Stadt Trier, besonders aber Themen, die von der damals den Markt dominierenden „Trierischen Landeszeitung“ ausgeklammert wurden, mit einem Augenzwinkern beleuchten. Das brachte ihm dann auch schon mal ein Strafverfahren wegen schwerer Beleidigung des damaligen Stadtbaumeisters ein.

Dieses regionalhistorisch wichtige Dokument hat die Wissenschaftliche Bibliothek der Stadt Trier nun vollständig digitalisiert. Über ein spezielles Texterkennungsverfahren sind alle Nummern des Trierischen Kladderadatsch im Volltext durchsuchbar: nach Namen, Orten, Straßen, Begebenheiten etc.

Eine wissenschaftliche Auswertung der Zeitung wird Manfred Wilhelmi in der nächsten Ausgabe des Kurtrierischen Jahrbuchs liefern.

Feiern Sie Karneval digital und schmunzeln Sie über die Parallelen zur heutigen Zeit.