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Buch des Monats November 2019 - Atlas zu Alexander von Humboldts Kosmos

Die Verbreitung der Pflanzen. Quelle: Atlas zu Alexander von Humboldts Kosmos in zweiundvierzig Tafeln mit erläuternden Texten / herausgegeben von Traugott Bromme. - Stuttgart : Krais & Hoffmann, [1851/1854]. - Signatur: 19 Af 9
Die Verbreitung der Pflanzen. Quelle: Atlas zu Alexander von Humboldts Kosmos in zweiundvierzig Tafeln mit erläuternden Texten / herausgegeben von Traugott Bromme. - Stuttgart : Krais & Hoffmann, [1851/1854]. - Signatur: 19 Af 9

Heute sind Schulbücher und Zeitungen ohne Infografiken kaum denkbar. Als einer der Erfinder dieses Mediums wird oft Alexander von Humboldt genannt.

1845 publizierte der Forscher den ersten Band des „Kosmos“ – seines umfassendsten Werkes. Der Wissenschaftler hat nicht nur seine Forschungsergebnisse zusammengefasst, er erklärte auch Zusammenhänge und illustrierte seine Ideen sehr anschaulich. Er eröffnete seinen Lesern somit eine neue Perspektive auf die Natur. Sein Werk wird schnell zu einem internationalen Bestseller. Die Stadtbibliothek an der Weberbach präsentiert den berühmten Atlas zu Alexander von Humboldts Kosmos als Buch des Monats November 2019. Den ganzen Monat können die Besucher im Lesesaal das große Werk anschauen: die Tafeln zeigen Sternbilder, Gebirgsketten, Vulkane und Meeresströmungen bis hin zu bedeutenden Wasserfällen und den größten Seen. Das Wissen über die Erde und das Klima in der Mitte des 19. Jahrhunderts sind in 42 bunten Tafeln erfasst - eine großartige Leistung.

Eines der einflussreichsten Bilder der Naturkunde des 19. Jahrhunderts war Humboldts Querschnitt des Vulkans Chimborazo mit verschiedenen Vegetationszonen aus dem Jahr 1807. Humboldt war einer der ersten Wissenschaftler, die es verstanden haben, dass Popularisierung genauso wichtig ist wie die Forschung und eine klare Darstellung einer These so wesentlich wie die Beschreibung und Erklärung derselben auf mehreren Seiten. Die legendäre Zeichnung des Chimborazo und die spätere Abbildung „Die Verbreitung der Pflanzen“ – eine Tafel aus dem Kosmos-Atlas – stellen eine visuelle Form der Ergebnisse von Humboldts Forschungen dar. Der deutsche Forscher hat mit dieser Darstellungsform ein wichtiges Medium erschaffen, ein Fenster für die Leser in die Welt der Wissenschaft. So können die Leser mit den Augen eines Forschers einen Blick über die Anden werfen und die Ergebnisse seiner Recherchen und Forschungsreisen nachvollziehen. Genauso wichtig wie die grafische Form waren für Humboldt die Vorträge, die er 1827-1828 in Berlin hielt. Sie waren nicht nur für Akademiker verständlich. Der heutige Begriff „einfache Sprache“ kann das Konzept von Humboldt gut erklären. Die Kosmos-Vorlesungen waren sehr gut besucht. Sie zogen erstmals auch Frauen in großer Zahl sowie Zuhörer aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Schichten an und wurden zu einer Sensation in der preußischen Hauptstadt. Der Forscher plante auch eine „Mikro-Kosmos“-Ausgabe auf den Markt zu bringen, eine preiswerte Version in einfacher Sprache. Dieser Plan blieb aber unausgeführt.

Viele Humboldt-Forscher sind sich einig, dass er leider nicht der Erfinder der Info-Grafik war. Ähnliche grafische Darstellungen der Vegetation der Gebirge hatte schon im Jahr 1783 der französische Wissenschaftler Jean-Louis Giraud-Soulavie gefertigt, der für Humboldt ein Vorbild war. Die Skizze zeigt ein Profil eines Alpengipfels. Aber auch wenn der französischer Alpenforscher der Ideengeber der vertikalen Geographie der Pflanzen war, ist sein Name doch in Vergessenheit geraten. Dagegen wurde Humboldt ein Superstar. Seine Fähigkeit, komplizierte Zusammenhänge verständlich zu erklären, machte aus ihm einen der bekanntesten Wissenschaftler weltweit. Und auch wenn er kein Erfinder der visuellen Darstellung im eigentlichen Sinne gewesen ist, hat er verstanden, wie wichtig eine Infografik für die Vermittlung der Informationen ist. Vater dieser Idee ist er nicht, aber so etwas wie ein Pate.